Argentinien ist ein Land, das permanent am wirtschaftlichen Abgrund balanciert. Häufig droht der Absturz mit brutalen sozialen Folgen. Das weiß natürlich auch der Bankangestellte Morán. Um sich zumindest etwas Sicherheit zu verschaffen und sich einen bescheidenen Ruhestand zu finanzieren, beschließt er, seinem Arbeitgeber 650.000 Dollar zu stehlen, dann zu gestehen und eine annehmbare Gefängnisstrafe abzusitzen, während sein Kollege Román das Geld aufbewahrt. Es ist fast müßig zu erwähnen, dass diese clevere Prämisse von unerwarteten Wendungen torpediert wird und Risse bekommt. Dass die beiden Protagonisten Román und Morán heißen, ist kein Zufall.
Rodrigo Morenos sechster Film arbeitet geschickt mit Spiegelungen und Dopplungen. Dabei verbindet er auf brillante Weise Elemente des Genres des »Heist«-Films mit dem Nuevo Cine Argentino und blickt gleich zeitig in die Filmgeschichte zurück. Der Filmkritiker David Jenkins von »Little White Lies« schreibt, dass die Zuschauer*innen in Rodrigo Morenos Film miterleben können, wie sich eine düstere Dostojewski-Geschichte über Schuldgefühle und moralische Verdorbenheit in etwas Hoffnungsvolles und Erhabenes verwandelt. Das ist richtig: Was als Noir-Narrativ beginnt, verwandelt sich in etwas Überschwängliches. LOS DELINCUENTES ist eine bahnbrechende filmische Odyssee.